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Menschen-Darstellungen
Menschen-Darstellungen (Umzeichnung)
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Mit der Darstellung von Rindern und Rinderherden tritt auch der Mensch in Erscheinung. Er ist der Besitzer der Tiere, also der Herr der Herden, mit denen er sich darstellt. In den Zeichnungen aus der Grosswild-Zeit war der Mensch noch kaum präsent. Das ist jetzt anders. Die Menschen werden in gleicher Grösse wie die Rinder gezeigt, während sie neben den Grosswildarten klein zur Seite standen. Der Mensch steigt in der Hierarchie auf und will wohl seine Dominanz selbstbewusst dokumentieren.

Man sieht ihn bei den täglichen Verrichtungen, zum Beispiel beim Melken. Die Frauen tragen prächtig geschmückte Kleider; die Männer erscheinen weniger gross als die Frauen, was man, mit der nötigen Vorsicht, als Ausdruck des Matriarchats deuten kann.

Viele Menschendarstellungen sind überraschend naturalistisch wiedergegeben, andere wiederum bestehen nur aus einer Folge von gerade gezogenen Strichen.

Auffallend ist die hohe, nach oben sich verjüngende Kopfform. An der Hinterseite des Kopfs ist ein Haarschopf zu sehen, aber es könnte sich ebenso sehr um eine Haube handeln, mit der die Haare verdeckt werden, oder um einen Teil einer Kopfbedeckung, vielleicht einen Helm (aus Leder?). Diese ungewöhnliche Schädelform scheint aus ägyptischen Bilderfolgen bekannt zu sein. Da aber die ägyptische Malerei jüngeren Datums ist als die Felszeichnungen in der libyschen Sahara, ist es nur schwer vorstellbar, dass die Menschen auf den Sahara-Zeichnungen von Osten her eingewandert sein sollen. Vieles deutet im Gegenteil darauf hin, dass die Migration von Westen (also aus der Sahara) nach Osten (Richtung Nil) verlaufen ist und es die Sahara-Menschen waren, welche die ägyptische Kunst beeinflusst haben. Woher die Hirten aus der Sahara, deren Kunst wir bewundern, aber ursprünglich gekommen sind, entzieht sich der Kenntnis. Sind sie von Norden, von Westen, von Süden her eingewandert? Alle Möglichkeiten sind offen.

Besonders häufig kommen Frauendarstellungen mit gespreizten Beinen und markant betonter Vagina vor, wobei oft die angetroffenen Felsenformationen einbezogen werden. Auch hier denkt man sofort an Fruchtbarkeitsmythologien. Verschiedene Felszeichnungen zeigen Gebärszenen oder lassen sich so interpretieren.

Auf einigen Darstellungen sind zwei Menschen in einer kompliziert verschlungenen Position zu sehen (beim Geschlechtsakt?), ohne dass wir davon ausgehen müssten, dass es sich dabei um übereinander gelagerte Zeichnungen aus verschiedenen Zeiten handelt.

Vieles entzieht sich der Deutung; viele Details sind dagegen geprägt von einer prallen Lebensfülle mit einer auf der Hand liegenden, jedoch nicht zwingend kultischen oder mythologischen Bedeutung. In vielen Fällen dürfte die naheliegendste Interpretation die wahrscheinlichste sein. Und die besagt ohne Umschweife, dass das tägliche Leben mit seinen praktischen Belangen das eigentliche Thema ist.

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